Das Bariguna Kaffee Projekt

Das Bariguna Kaffee Projekt entstand auf dem Hintergrund der langjährigen Erfahrung eines pensionierten UN Mitarbeiters, der sein halbes Berufsleben in Ost Afrika verbrachte. Die Erfahrungen in Uganda und dem Süd Sudan waren die Auslöser für ein Engagement, das darauf zielt, Unterstützung für Menschen in ländlichen, oft isolierten Gebieten aus ihren eigenen Ressourcen heraus zu entwickeln. Ein Engagement im Süd Sudan war ursprünglich geplant, ist aber seit dem Ausbruch des 3. Bürgerkrieges 2013 nicht mehr möglich.

Uganda ist der Exporteur No.1 von Kaffee in Afrika, ist jedoch eher für Massenproduktion als für Qualitätskaffee bekannt. Der liberalisierte Binnenmarkt, der die alten Kooperativen schwächte und Mittelsmännern, die Kaffeepreise drücken, freies Feld ließ, erwies sich zum Nachteil vor allem der Kleinbauern. Sinkende Weltmarktpreise taten das übrige und zahlreiche Produzenten gaben die intensive Arbeit in ihren Kaffeefarmen auf, um mit anderen Agrarprodukten ein besseres und stabileres Einkommen zu erzielen.

Eine Perspektive bietet sich über den Markt für Spezialitäten Kaffees, der in den letzten Jahren sehr an Bedeutung gewonnen hat. Nachvollziehbare Produktion und individuell bekannte Produzenten, nachhaltige Farmpraktiken und handwerklich hochwertige Verarbeitung werden vom internationalen Spezialitätenmarkt entsprechend honoriert und bieten Kleinbauern eine Chance, mit den gleichen Ressourcen ein bedeutend höheres Ergebnis zu erzielen.

Das Bariguna Kaffee Projekt hat es sich zum Ziel gesetzt, Ugandische Kleinbauern in dieser Weise zu unterstützen. Dazu arbeiten wir auf zwei Gleisen: der Export von Rohkaffee an einen Spezialitätenhändler in Deutschland, und die Wertschöpfung durch die Verarbeitung des Kaffees, das Rösten, die es ermöglicht einen größeren Teil des Gewinns an die Bauern zurückzuführen. Der ursprüngliche Plan, das Endprodukt, den Röstkaffee, gänzlich in Uganda herzustellen, musste aus logistischen und Kostengründen zunächst aufgegeben werden. Eine anfängliche Produktion konnte nicht zeitnah verschickt und vermarktet werden. Wir bieten deshalb dieselben Kaffees in Deutschland geröstet an, hoffen aber zwei Sorten als „Special Edition“ in Uganda herzustellen, wenn der Absatz gesichert ist.

In einer zweiten Projektphase wird Bariguna Spezialitäten Kaffee zum Medium für Ugandische Kultur und Kunst machen. Wir unterhalten gute Beziehungen zu Künstlern und Musikern in Kampala und möchten sie über den Verkauf von Kaffee in Deutschland mit kunstinteressierten Kaffeeliebhabern vernetzen. Jede der Bariguna Kaffee Packungen wird über einen QR Code Zugang zu ausgewählten Künstlern und einer Reihe von Werken bieten, die für das Kaffee Projekt kuratiert wurden. Interessierte Zeitgenossen*innen können sich über Kunst in Uganda informieren, ein Werk kaufen oder einen Beitrag per Spende leisten. Ein Blog soll einen Einblick in zeitgenössische Kunst und Alltagskultur in Uganda bieten.

Kaffee aus Uganda?

Uganda ist der nach Äthiopien zweitgrößte Produzent und vor Äthiopien größte Exporteur von Kaffee in Afrika. Das Land produziert 75% Robusta and 25% Arabica, aufgrund klimatischer Bedingungen hauptsächlich “natural” (in der Kirsche getrockneter) Arabica im Westen und “washed” (geschälter und gewaschener Arabica im Nord-Osten und Nord-Westen, sowie beide Arten im Süden. Die bekanntesten Regionen für hochwertigen Arabica sind Bugisu and Kapchorwa Distrikt an den Hängen des vulkanischen Mount Elgon Massifs, Kasese Distrikt in den Ruwenzori Mountains, Kigezi Distrikt in den Vulkangebirgen an den Grenzen zu Kongo und Rwanda und der West Nile Distrikt im Hochland an der Grenze zu Kongo und Süd Sudan. Die besten Robusta Gegenden sind Masaka (Zentral Uganda) und Rukungiri-Bushenyi (Süd-Westen).

Single Origin & Micro Lot

Unsere Kaffees sind “single origin” und “micro lot” Kaffees – das heisst sie sind aus einer einzigen Lage (Dorf oder Gemeinde) bzw. von einem einzigen Bauern. Sie werden in mehreren Gängen handgepflückt um nur reife Kirschen zu erhalten und dann in Wasserbecken und auf Trockentischen handsortiert um weitere Defekte zu eliminieren und die bestmögliche Qualität zu erzielen. Viele Produzenten haben “organische” Anbaumethoden, teils aus Tradition, teils will ihnen das Geld zum Kauf der Kunstdünger und Pestizide fehlt (“organic by default”). Einige Kooperativen haben Zertifikate erworben (Fair Trade, UTZ, etc.) aber die meisten Kleinbauern können sich die Kosten für die Zertifizierung nicht leisten.

Die Produzenten

Bariguna arbeitet gegenwärtig mit Joel Kaburu, ein ehemaliger „Forest Ranger“. Er hat aufgrund der Beschäftigung mit Fauna und Flora in den Nationalparks ein lebhaftes Interesse am Experimentieren mit organischem Anbau, spezieller Verarbeitung und nachhaltigem Umgang mit Ressourcen. Er produziert eine Mischung aus gewaschenen und natürlichem Arabica. Dison Kareng besitzt eine langjährige Erfahrung mit einem kirchlich betriebenen Kaffeprojekt bevor er sich selbständig machte und hat einen preisgekrönten „anaerob fermentierten“ Kaffee entwickelt. Sandra Nakayanze und die von ihr gegründeten Kalaa Mugosi Women‘s Empowerment Association arbeitet mit über hundert Familien und produziert einen „natürlich“ getrockneten Arabica. Paul …. und seine Schwester ….. haben einen Teil ihrer auf 2.050 m gelegenen Farm von den Eltern und Großeltern übernommen. Sie pflanzten vor 60-80 Jahren den „Nyasaland“ Kaffee, eine Varietät, die in der Kolonialzeit eingeführt wurde und produzieren einen zu Hause gewaschenen Arabica. Stephan Katongole, ein Deutsch-Ugander betreibt seine eigene Familienfarm und hat sich auf komplett organischen Anbau sowie die Produktion von einem gewaschenen und einem seltenen „honey processed“ Robusta spezialisiert.  und eine breitere Palette von gewaschenem, natürlich getrocknetem, anaerob fermentiertem und „Honeyprocessed“ Arabica Kaffee sowie einen Espresso von Stephan Katongole anbieten.

Kaffee bezogene Projekte

Bariguna hat bislang einen der Produzenten mit einer Grundausrüstung, bestehend aus Trockentischen und einer Trockenhalle, einer Schälmaschine und Behältern, einem Feuchtigkeitsmesser usw. unterstützt. Ein weiteres Kleinprojekt ist ein Kaffee, der von der Mutter des Produzenten im Dorf Sipi Falls am offenen Herdfeuer geröstet wird. Bariguna hat Vakuumbeutel und eine Siegelzange erworben um die gerösteten Bohnen vor Ort zu verpacken. Falls sich Käufer für diesen Kaffee begeistern, können weitere Familien im Dorf einbezogen werden. Andere Projekte können mit den Abfallprodukten des Kaffees arbeiten, wie z.B. ein organischer Dünger aus den Schalen der Kaffeekirschen oder Küchenbrennstoff aus gepressten Schalen um den Gebrauch von Holzkohle und die Abholzung zu reduzieren. Sozial orientierte Projekte wie Solar Lampen für Schulkinder oder Erwachsenenbildung für Frauen können über Spenden im Verbund mit demVerkauf des Röstkaffees unterstützt werden.

Der Gründer des Projekts

Christoph Hamm ist pensionierter UN Beamter der sein halbes Leben in Ost Afrika – vornehmlich im Süd Sudan, Uganda und der Zentralafrikanischen Republik – gearbeitet hat und heute in Genf, Ruhpolding und Uganda lebt.  Seine Frau Fulgencia Kpatikpati Hamm kommt aus dem Süd Sudan. Bariguna ist ihr Heimatdorf und liegt im Dreiländereck an der Grenze zu Kongo (DRC) und der Zentralafrikanischen Republik (ZAR). Der ursprüngliche Projektgedanke war, die Farm des Vaters von Fulgencia, die aufgrund des 2. Bürgerkriegs von 1983 – 2005 verlassen war, zu rehabilitieren und den Bauern in der extrem isolierten Region Zugang zum internationalen Markt zu verschaffen. Der 3. Bürgerkrieg seit Dezember 2013 und die immer noch instabile Sicherheitslage macht diesen Plan seither unmöglich. Uganda war die naheliegende Alternative für das Projekt, wenn auch unter etwas veränderten Koordinaten: hier fängt Bariguna nicht von „square one“ an, sondern baut auf existierende Produktionsstrukturen.